Phonem des Jahres 2013
So, wir haben das dieses Jahr das erste mal das Phonem des Jahres (phoneme of the year) gewählt. Zugegeben, eigentlich müsste es Phoneme des Jahres heißen, denn es handelt sich sowohl um einen Vokal als auch um einen Konsonanten.
Der Gewinner dieses Jahres ist in der Kategorie Konsonant der geminierte glottale Verschlusslaut, der z.B. im Maltesischen Phonemstatus hat. In der Kategorie Vokal ist der Sieger das /yː/, das z.B. im Deutschen oder im australischen Englisch vorkommt (cool spricht man z.B. /kyːl/).
Für alle, die es genauer wissen wollen, folgt hier noch ein ausführlicherer Beschreibungstext:
In der Sprachwissenschaft und in der Phonetik werden, im Wesentlichen zurückgehend auf den polnischen Linguisten Jan Baudouin de Courtenay (1845-1929), die einzelnen Sprachlaute einer Sprache als mehr oder weniger abstrakte Kategorien verstanden. Man spricht von den sogenannten Phonemen, die man meist einfach als die kleinste bedeutungsunterscheidende Einheit einer Sprache definiert. Während Wörtern z.B. durch das Wort des Jahres, das Jugendwort des Jahres, das Unwort des Jahres, den Anglizismus des Jahres, das beste eingewanderte oder das schönste bedrohte Wort des Jahres und sogar Sätzen, z.B. mit dem Satz des Jahres, regelmäßig Aufmerksamkeit zukommt, werden die Phoneme häufig vergessen. Aber auch die Kleinen und Abstraken brauchen Menschen, die sich mit ihnen beschäftigen, brauchen Aufmerksamkeit und Zuwendung. Denn auch sie sind wichtige und sogar unverzichtbare Elemente in unserer Welt.
Ja, man kann sogar sagen: Phoneme sind die Grundbausteine der menschlichen Zivilisation. Sie sind überlebensnotwendig. Ohne die Phoneme wäre keine menschliche Sprache, kein Verstehen und damit kein Zusammenleben möglich. Wir sehen es als Phonetikerinnen und Phonetiker als unsere Aufgabe an, ein Bewusstsein für die Vielfalt der Phoneme der Sprachen der Welt zu schaffen. Da das Phoneminventar von Lautsprachen wesentlich auf das gleichzeitige Vorhandensein von Vokalen und Konsonanten angewiesen ist, erachten wir es
als notwendig, jeweils einen Konsonanten und einen Vokal des Jahres zu wählen, auch weil letztere zwar von ihrer reinen Anzahl her betrachtet in der Unterzahl, aber dennoch unbedingt notwendig und daher besonders schützenswert sind.
Das Gremium „Phonem des Jahres“ setzt sich aus Studierenden des Faches Phonetik der LMU München zusammen. Jedes Jahr wird durch eine geheime Wahl jeweils ein Konsonant und ein Vokal des Jahres aus den Phonemen der Sprachen der Welt bestimmt und diese Wahl begründet.