Eins meiner Lieblingswörter: das Temporaladverb „einst“
In den letzten Monaten habe ich immer wieder über deiktische Temporaladverbiale im Deutschen und ihr Skopusverhalten nachgedacht. Dabei ist mir etwas Interessantes aufgefallen: Das Deutsche verfügt mit einst über ein Temporaladverb, das hinsichtlich seiner Interpretation nicht festgelegt ist. Konkret bedeutet das, dass sich einst sowohl auf vergangene als auch auf zukünftige Ereignisse beziehen kann. Die Interpretation scheint schlicht vom Tempus abzuhängen:
(1) a. Hier stand einst eine Stadt.
b. Hier wird einst eine Stadt entstehen.
In (1a) bezieht sich einst auf die Vergangenheit und in (1b) auf die Zukunft. Damit scheint einst auch nicht alleine zu sein, denn ähnlich sieht es mit einmal aus:
(2) a. Hier stand einmal eine Stadt.
b. Hier wird einmal eine Stadt entstehen.
Okay, wenn es einen Nobelpreis für Sprachwissenschaft geben würde, würde ich ihn damit sicherlich nicht gewinnen, aber irgendwie hat mich das erstaunt, da ich bei beiden Adverbialen im ersten Moment angenommen hätte, dass sie sich auf vergagene Zeiten beziehen.