Das Web übersetzen mit Luis von Ahn
Luis von Ahn, Informatik-Professor an der Carnegie Mellon University ist sozusagen der Erfinder des CAPTCHAs. Jetzt will er mit seinem Projekt Duolingo dabei helfen, das Web zugänglicher zu machen. Dabei sollen einerseits Texte von Usern mittels gemeinsamen Wissens übersetzt werden, andererseits sollen die User dabei eine Fremdsprache lernen. Ich finde die Idee wirklich bewundernswert! Aus sprachwissenschaftlicher Sicht bezweifle ich allerdings, dass es möglich ist auf diese Weise einen hohen Kompetenzgrad in einer Sprache zu erlangen. Sprache ist zu tief mit unserer Umwelt und mit Handlungen verwoben, obendrein ist sie ein soziales Phänomen, sodass ein bloßes Übersetzen von Texten keine nachhaltigen Lerneffekte erzielen sollte. Ist fast schon ein bisschen so, wie im Chinesischen Zimmer sitzen, wenn man nur übersetzt. Aber nur fast, man kann ja schon auf die Bedeutung der Symbole zurückgreifen.
Man kennt das ja aus dem Lateinunterricht. Man hat zwar eine passive Kompetenz, d.h. man kann zwar mit etwas Mühe die Texte übersetzen, unterhalten kann man sich deswegen aktiv auf Latein noch lange nicht.
Ähnliche Projekte, mittels „social tagging“ wissenschaftliche Erkenntnisse zu erzielen – und das wird mit Duolingo bestimmt ebenfalls getan – geht man auch an der Ludwig-Maximilians-Universität München (meiner Heimatuniversität). Dort arbeiten Sprachwissenschaftler, Computerlinguisten, Informatiker und Kunsthistoriker gemeinsam an sogenannten GWAPs („games with a purpose“), also Spielen mit wissenschaftlichem Zweck. Ein Beispiel dafür ist ARTigo, ein kunsthistorisches Spiel, bei dem der User Bilder und Künstler kennenlernt und gleichzeitig mittels sogenanntem „social image tagging“ dabei hilft eine Kunstsuchmaschine zu entwickeln.